Fortsetzungsnovelle Stimmen: Monat 12 – Laut

Nachdem der irre Professor und der eisenharte Pfleger den Raum verlassen hatten, begann Sam mit seinem Schicksal zu hadern. Wie war er in so einer katastrophalen Situation gelandet? Wieso war Jessica seine Exfreundin? Plötzlich schoss ein Bild von Jessica mit einem alten Kerl im Arm durch den seinen Kopf. Reinholm? Fragmente von unangenehmen Erinnerungen kamen an die Oberfläche. Er wollte den Kopf schütteln um die Gefühle und Bilder zu vertreiben, aber die Fixierung lies es nicht zu. Und Robert? Offenbar war er vor Schulden geflohen und in dieser Berghölle von einer Klinik gelandet, doch selbst Robert, der ihm wegen des Geldes an den Kragen gewollt hatte, war keine Hilfe gewesen. Verzweifelt, mental überfordert, begann er zu zittern.
Er war allein. Er war verloren.

Wie lang er allein, gefesselt und verzweifelt da lag, war unmöglich zu sagen. Immer wieder kamen neue Bruchstücke von Erinnerungen hinzu – oder waren es Wahnvorstellungen? Hatte er wirklich sein Leben in Berlin zurück gelassen und war mit dem Bus in Richtung Schweiz getrampt? War dort wirklich ein paranoider ITler gewesen, der ihn erpressen wollte? Eine alte Frau, die ihn vor dem Tentakelgott gewarnt hatte? Er wollte sich nicht erinnern, wollte nicht wissen, was der Professor dann mit ihm tat, aber wenn er die Augen schloss kamen neue Bilder. Ein gelber Straßenzug. Fliegende Hunde – oder waren es doch Geier? Um die Impressionen zu vertreiben, hielt er die Augen so lange offen wie möglich, so lange, bis sie tränten und er den Reflex des Zwinkerns nicht länger unterdrücken konnte. Seine Angst vor der dunklen Leinwand, die sein Verstand mit einem absonderlichen Film füllen wollte, wuchs ins Unermessliche. Seine Pupillen sprangen hin und her, jedes Zwinkern wurde hektisch, panisch und seine Nase begann unkontrolliert zu jucken als sich die Tränen an ihrer Seite entlangschoben. Wild zerrten seine Arme an den Fesseln, aber es war unmöglich sich zu kratzen.
Sam schrie, schrie so laut er konnte in der Hoffnung, dass sie kamen. Ihn erlösten. Sein Schrei wurde hysterisch, dann schwächer und verebbte schließlich in einem trockenen Schluchzen. Er begann unkontrolliert zu weinen und zu wimmern. Beim Versuch erneut zu schreien verschluckte er sich und kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass ›Ersticken‹ vielleicht gar nicht so übel wäre. Dann wäre es vorbei.
Er verlor den Verstand.

Es mochten Minuten, Stunden oder Tage gewesen sein, bis sich die Tür wieder öffnete. Aus Sams Kehle entkam nur ein röchelndes Lachen.
»Da ist er ja!«, die männliche Stimme kam Sam vage bekannt vor. Es war nicht der Professor. War das der tote Pfleger? Er sprach entsetzlich laut.
»Sam«, fuhr eine ruhigere Stimme fort, »was haben die mit dir gemacht?«
›Ich weiß es nicht‹, versuchte Sam zu sagen. Kam überhaupt etwas heraus?
Dann kamen ein großer blonder Kerl und einer kleinerer rundlicher Mann in sein Blickfeld.
»Ich mach dich erst einmal los«, sagte der Große. Eigentlich brüllte er mehr.
»Jörn?«, stammelte Sam. War das sein Name?
Fragend sahen sich die beiden Männer an.
»Erkennst du mich nicht?«, fragte der Blonde. »Stimmt was nicht mit deinen Augen?«
»Die haben das gleiche mit ihm gemacht, wie mit den Patienten – nur ohne die fröhlichen Drogen«, entgegnete der Runde.
»Ich – heiße – Björn. Bi – Jörn«, schrie ihm der Blonde ins Ohr, während er Sams Fixierung löste.
Als Sams Hand frei war, drückte er den Mann namens Björn zurück. »Is gut, is ja gut. Ich hab dich verstanden.«
Nachdem die letzte Fessel fiel, setzte sich Sam unterstützt von dem rundlichen Mann auf und atmete durch. Seinen Kopf füllten viele Fragen.
»Wer seid ihr?«, war Sams erste Wahl.
Björn wollte antworten, doch der Andere hielt ihn zurück.
»Ich bin Sascha und das ist Björn.«
Der ITler fuhr damit fort einen großen Teil ihrer gemeinsamen Geschichte zu erzählen.
»Und als uns Gerd erzählt hat«, schloss er schließlich, »wie man dich zum Haus C gezogen hat … Björn und ich haben uns schuldig gefühlt, weil wir dir bei deinen Plänen nicht beigestanden haben und mussten dich einfach rausholen.«
Sam stand von der Liege auf, seine Knie drohten nachzugeben, doch er hielt sich rasch an Saschas Schulter fest.
»Danke. Für alles. Ich schulde euch was.« Sam schenkte seinen Freunden ein Lächeln.
»Keine Ursache«, brüllte Björn enthusiastisch, »jetzt lasst uns aber aus diesem Keller verschwinden, hier wird einem ja ganz schlecht bei dem Licht.«
Der Schwede verzog die Mundwinkel und schaute zu den Lampen hoch. Als Sams Blick an den Leuchtstoffröhren hängen blieb, kam ein Bild aus seinem durchlöcherten Gedächtnis zum Vorschein.
»Halt! Bevor wir die Kurve kratzen … sind wir hier im zweiten Untergeschoss?«
Sascha und Björn schauten sich kurz verwundert an, dann antwortete Sascha: »Nein. Nein, wir sind nur ein Stockwerk unter der Erde.«
»Es gibt eine … Statue hier drunter. Ich kann mich nicht an alles erinnern, aber ich glaube, diese Statue hat Unterbruch benutzt um in meinem Geist herumzuspielen.« Sam hielt kurz inne, überlegte und versuchte seine Erinnerungen besser zu ordnen. Bilder von Tentakeln und das Gefühl des Erbrechens überlappten sich. »Ich will das Ding zerstören!«
Sascha schüttelte den Kopf. »Aber Sam«, erklärte er, »das ist zu riskant, wenn der Professor kommt und uns überrascht oder … von hier aus kennen wir den Weg raus, es ist wirklich nicht weit.«
»Ich kann mich zwar noch nicht an alles erinnern, aber ich weiß, dass wir diese Götzenstatue zerstören müssen um Unterbruch endgültig das Handwerk zu legen.«
Bevor Sascha erneut Widerworte geben konnte, legte Björn ihm die Hand auf die Schulter. »In Ordnung«, brummte der Schwede in ungewohnt gemäßigter Lautstärke. »Wir gehen dahin, machen das Ding kaputt und hauen dann sofort ab. Wir sind bei dir, Sam.«

Gehalten von Sascha torkelte Sam zur Tür. Der Flur in den sie traten, kam ihm vage bekannt vor. Als er die ersten Schritte in Richtung des Treppenhauses gemacht hatte, strömte langsam mehr Kraft durch seine Beine. Er klopfte bei Sascha ab und ging mit neuen Selbstbewusstsein zur Tür und stieg die Stufen hinunter. Björn und Sascha folgten ihm auf dem Fuße.
Das Treppenhaus verwirrte Sam für einen Augenblick – ging es ein oder zwei Stockwerke hinunter? Oder sogar mehr? Wahrscheinlich waren es seine müden Knie, die ihm einen Streich spielten. Am Fuß der Treppe angekommen, traten sie durch die Tür in den tiefsten Flur des Hauses C.
Der Flur hatte mehrere Türen zur Linken und zur Rechten. Sie sahen alle gleich aus, also begann Sam bei der ersten Tür links. Ein Abstellraum mit Krankenhausbedarf. Mit Kraft knallte er die Tür zu und stampfte weiter zur nächsten. Diese Tür war verschlossen, also kniete sich Sam um durch das altmodische Schlüsselloch zu schauen. Er erkannte einen Computerraum und realisierte, dass er den Raum schon einmal aus einem anderen Winkel gesehen hatte.
»Die Tür da«, er zeigte auf die Nächte, »die muss es sein.«
Auch hier hatte Sam kein Glück, sie war zu geschlossen. Er stieß einen kurzen Wutschrei aus und hämmerte mit der Faust gegen die Tür.
»Lass mich mal«, raunte Björn. Der Schwede schob Sam unsanft zur Seite und riss an dem Schloss. Die ganze Tür wackelte, gab aber nicht nach. Jetzt stemmte sich der Hüne mit den Füßen gegen die Tür und legte sein ganzes Gewicht in die Bewegung. Beim dritten Zug knackte die Tür hörbar und beim nächsten riss Björn einfach das Türschloss aus dem Holz.

Als Sam durch den Türrahmen trat und die fremdartige Statue am anderen Ende des Raums sah, knickte er in einem Anfall von Schwäche ein. Björn fing ihn auf.
»Hey, alles in Ordnung?«, fragte Sascha von der anderen Seite. »Was ist das denn für ein hässliches Ding?«, fügte er beim Anblick des Wesens aus Stein hinzu.
»Schon okay«, murmelte Sam zu Björn, der ihn zögerlich frei gab. Mit wackligen Knien wankte Sam vorwärts, fixierte die seltsame Statue, deren Kopf ihn an einen Kraken erinnerte, ohne seine Erinnerungen wirklich im Griff zu haben. Sie zog ihn geradezu mystisch an und er empfand Wut und Scham, Angst und Abscheu, als wilde Bilder über ihn hereinbrachen – hungrige Geier mit zerfetzten Flügeln und gelber Haut, blaue, flackernde Lichter an hohen Decken und schleimige Tentakel die sich um seinen Hals schlossen. Er torkelte zur Seite und konnte sich kaum an dem Steintisch festhalten, der plötzlich zu seiner Rechten aufgetaucht war. Als er seinen Körper halb darauf schob, klirrten die Dinge darauf metallisch als sie gegeneinander schlugen.
»Oh, Sam, sei vorsichtig. Du siehst nicht gut aus,« brüllte Björn ihm zu, während er ihn festhielt. Kam es Sam nur so vor, oder wurde der Schwede von Minute zu Minute lauter?
»Sollen wir nicht doch besser wieder gehen? Das Ding jagt mir Schauer über den Rücken«, schrie Sascha und schüttelte sich dabei.
Mühsam richtete sich Sam auf und gestikulierte schwach in seine Richtung. »Geh doch, wenn du nicht hier sein willst. Ich zwing dich nicht.« Dann griff er nach einem zangenartigen Gerät, das auf dem Steintisch lag. »Gib mir das, ich schlag das Teil jetzt klein.«
Mit so viel Kraft wie er aufbringen konnte, riss sich Sam von Björns Griff los und stolperte auf die hässliche Statue zu, schlug mit aller Kraft nach einem der tiefhängenden Tentakel. In dem Augenblick, in dem das Metall auf den Stein traf, gab es einen lauten Knall und einen hellen Lichtblitz vor Sams Augen. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Kopf und es fühlte sich an, als wäre etwas in seinem Gehirn gerissen. Er spürte noch wie er seine Hände abwehrend vor das Gesicht nahm und wie etwas glühend Heißes in sein rechtes Auge eintrat.
Dann nichts mehr.

»Was hast du getan?«, erklang die Stimme von Professor Unterbruch. Der Professor stand im Türeingang, um Sam herum lagen Steinbruchstücke. Hatte er den Infusor zerstört?
»Dafür bezahlst du«, sagte der alte Mann und zog seine Waffe. Sascha zog hörbar die Luft ein und Sam hob mechanisch den Arm, als könnte seine Hand etwas gegen eine Pistole tun. Doch bevor der Professor schießen konnte, sprang Björn von der Seite heran und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Mit seinem Gewicht warf er den verrückten Greis um wie einen klapprigen Stuhl.
»Nicht heute«, grunzte er.
Sie packten Unterbruch ein und gingen wieder an die frische Luft. Die Polizei wartete schon und nahm ihn wegen Mordes fest. Die Kollegen gratulierten Sam, dass er sich so gut geschlagen hatte und sie den Alten endlich los seien. Jemand schlug vor, er könnte von nun an das Krankenhaus leiten. Dann kam Jessica den Weg herauf auf die Gruppe zu.
»Was machst du denn hier?«, fragte Sam völlig überrascht.
»Ich habe mir solche Sorgen gemacht, wegen dem was Robert gesagt hat. Oh, Sam, es tut mir so leid. Wollen wir es nicht noch einmal versuchen?« Sie schmiegte sich an Sams Schulter und hatte Tränen in den Augen.
»Ich …«, begann Sam.
Dann war alles plötzlich schwarz und eine tiefe, laute Stimme ertönte in seinem Kopf.
»So könnte es passieren. Oder so ähnlich. Willst du das?«
»Was? Wo? Jessica?« Verwirrt versuchte Sam die Augen zu öffnen. Es gelang ihm nicht. Sein gesamtes Körpergefühl war verschwunden. »Was geht hier vor?«
»Sieh«, sagte die Stimme.
Vor Sam offenbarte sich plötzlich ein langer gelber Straßenzug, der sich scharf gegen den pechschwarzen Himmel abhob. Wenige Meter vor ihm stand eine Gestalt in einer gelben Kutte, die Kapuze weit über das Gesicht gezogen, dass nur Dunkelheit darunter zu erkennen war. Erst auf den zweiten Blick sah Sam, dass unter der Kutte nicht etwas menschliche Füße, sondern dicke, fleischige Tentakel hervorlugten.
»Ich bin der Konsul und ich mache dir ein Angebot. Sei der neue Hohepriester vom König in Gelb, übernehme die Aufgaben von dem, den du Unterbruch nennst und es wird dir an nichts mangeln.«
Überrumpelt schüttelte Sam den Kopf. Oder nicht? Sein Blickwinkel änderte sich nicht, obwohl er das Gefühl hatte, sein Kopf würde sich bewegen. Als wären die Bilder fest an seinen Augen angebunden oder sein Körper nicht anwesend. Aber es sah so echt aus. Und er spürte seinen Nacken, seinen Herzschlag.
»Versuch nicht zu verstehen, was über deinen Geist hinaus geht, Mensch. Entscheide dich, willst du seine Nachfolge antreten?«
»Ich …«, begann Sam, doch er brauchte Zeit, Zeit zum Nachdenken. Daher fragte er: »Warum wollen Sie nicht mit Professor Unterbruch weiter machen?«
»Der Mann hat uns viele Jahre gedient, doch schon vor langer Zeit seine Fähigkeit eingebüßt mit Carcosa zu kommunizieren. Er hat … kreative Wege gefunden dieses Problem zu umgehen und weiterhin unsere Botschaften zu erhalten, doch wir waren lange auf der Suche nach jemandem, der unsere Befehle direkt entgegen nehmen kann. Ihr Menschen seid sehr unterschiedlich in eurer Fähigkeit die Worte aufzunehmen. Lügner, Betrüger, Scharlatane eignen sich am besten. So fanden wir schließlich dich.«
Die Tentakel des merkwürdigen Konsuls schlingerten unstet über den Boden und dieser Anblick jagte Schauer über Sams Rücken. »Und was passiert mit dem Professor?«
»Der Professor wird abberufen.«
Nach der vagen Aussage trat Stille ein. Sam wollte sich nicht vorstellen, was genau der Konsul damit meinte. Aber ihm wurde klar, dass er keine Wahl hatte – er musste das Angebot annehmen, sonst würde das Wesen ihn wahrscheinlich sofort abberufen. Wenn er erst zurück auf der Erde wäre – oder war er da noch? – könnte er einfach abhauen, aus der Reichweite der gruseligen Statue und der Klinik verschwinden und nie wieder zurückblicken.
»In Ordnung«, sagte Sam daher, »ich will die Aufgabe übernehmen. Was muss ich tun.«
»Nein«, ertönte die Stimme des Konsuls.
Überrumpelt schüttelte Sam den Kopf. »Was?«
»Nein, Mensch, deine Chance ist vertan.«
Sam bemerkte, dass die Tentakel sich heftiger bewegten. Kam der Konsul auf ihn zu? Was sollte das alles? »Ich bin bereit. Sie haben gefragt, und ich sage ja. Wo ist das Problem?«, fragte er gehetzt.
»Glaubst du wirklich, dass es an diesem Ort eine Rolle spielt, was du sagst?«, donnerten die Worte des Konsuls durch Sams Kopf. »Deine Stimme hat hier keine Bedeutung. Deine Gedanken haben dich verraten und wir können nicht riskieren, dass du uns verrätst.«
Sam hielt sich die Ohren zu, oder zumindest versuchte er es. Er wollte etwas einwenden, wollte dem Wesen widersprechen, als ein stechender Schmerz durch ihn fuhr und alles schwarz wurde. Als er seine Augen öffnete war er wieder in dem unsäglichen Keller. Er spürte, dass er wieder an die Statue gefesselt war und sah schockiert die leblosen Körper von Björn und Sascha auf dem Boden liegen. Große, rote Lachen hatten sich unter ihnen gebildet und in der Tür stand der Professor mit gezogener Waffe. Hinter ihm schien noch jemand zu liegen, Sam sah im Flur Schuhe und Beine in einer weißen Hose.
»Was hast du getan?«, fragte der alte Mann erbost. »Was hast du dem Konsul gesagt?« Seine Stimme wurde immer hysterischer und er fuchtelte wild mit der Pistole in Sams Richtung.
Obwohl er nicht sicher war, was genau passiert war, ob irgendetwas davon real gewesen war, hatte Sam eine Idee. »Ich übernehme Ihre Rolle, der Konsul wird sie abberufen.«
Alles Leben verschwand aus dem Gesicht des Professors. »Nein«, stammelte er. »Das … ich … du, du Bastard! Es ist deine Schuld!« Er zielte mit der Waffe genau auf Sam und kam langsam näher. »Ich sollte dich einfach abknallen.«
Sam riss verzweifelt an den Fesseln, es half nichts. Kalter Schweiß floss an ihm herab. Plötzlich ließ der erblasste Professor die Waffe sinken und begann zu wimmern. »Es ist vorbei«, murmelte er leise. Dann hob er die Waffe, hielt sie an seine eigene Schläfe und drückte ab. Der laute Knall ließ Sams Ohren klingeln. Blut spritzte quer durch den Raum und Sam sah ungläubig zu, wie der Körper des alten Mannes zu Boden sackte.
Sams Gehirn brauchte einige Zeit, bis es zu verstehen begann. Dort lagen drei Tote, er war an eine verrückte Statue gekettet und ein gelbes Tentakelwesen wollte ihn als Medium oder Kontakt oder sonst etwas benutzen. Dort lagen drei Tote. Er war gefesselt an eine Tentakelstatue aus Stein. Der gelbe König wollte ihn.
Die Bilder durchfluteten seinen Kopf, was er sah, was er gesehen hatte, die Stimmen die er gehört hatte. Alles ergab plötzlich Sinn. Alles ergab überhaupt keinen Sinn. Also lachte er. Dann rief er um Hilfe.
Dann lachte er wieder.

Als ihn mehr als einen ganzen Tag später die anderen Mitarbeiter fanden, war Sam derart dehydriert, dass er in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Sein ständiges Brabbeln von gelben Geiern, Blut und fleischigen Tentakeln machte es den Ärzten unmöglich, ein normales Gespräch mit ihm zu führen. Also taten sie das einzig vernünftige: Sie lieferten ihn in ein Sanatorium ein. Tatiana Perez stellte sicher, dass er gut versorgt war, denn insgeheim hoffte sie auf Antworten aus seinem Mund, wenn die Psychologen erst zu ihm durchgedrungen waren.
Es gelang ihnen nie.
»Der gelbe König wird mich abberufen«, war der einzige ganze Satz, den sie je aus ihm heraus bekamen.